Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 14. Juli 1998

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"Sozialamt greift zu dubiosen Methoden - Detektive auf Sozialhilfeempfänger angesetzt
Das Frankfurter Sozialamt ist wegen der Anheuerung von Detektiven gegen einen Sozialhilfeempfänger in die Kritik geraten. Das Einschalten einer Detektei sei 'vollkommen unverhältnismäßig', sagte die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen, Cora Molloy, gestern. ... Der hessische Datenschutzbeauftragte prüft nun den Fall." taz 14.7.98 S. 5

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"'Geldjäger' gegen organisierte Kriminalität
Polizei, Justiz, Zoll und Steuerverwaltung erproben in Niedersachsen neue Formen der Zusammenarbeit. ... Justizminister Wolf Weber (SPD) wies gestern darauf hin, daß der Modellversuch im Grunde nichts anderes bedeute als die praktische Anwendung des im Mai in Kraft getretenen neuen Bundesgesetzes zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität." HB 14.7.98 S. 6

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"Halbgott mit Festplatte
Wegen der ständig überfüllten Wartezimmer soll sich in einem Krankenhaus in der norddänischen Stadt Aalborg künftig zunächst ein Computer um die Patienten kümmern. Wie ein dänischer Radiosender am Montag berichtete, soll der Patient zuerst dem Computer mitteilen, was ihm fehlt. Der Rechner gibt dann eine Diagnose und eventuelle Selbsthilfemaßnahmen aus oder rät, doch lieber einen Arzt zu Rate zu ziehen." FR 14.7.98 S. 1

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"Klare Sicht auf die Jugend und ihre wirren Subkulturen
'Archiv der Jugendkulturen' in Kreuzberg sammelt Dokumente" Tsp 14.7.98 S. 13

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"Geldwäsche: Nur die Hälfte erfaßt
Die Bundesregierung will alle von Banken erstatteten Geldwäscheanzeigen in einer zentralen Datenbank erfassen. ... Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen etwa geben fast alle bekannten Fälle in eine Datei für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität ein, da sie regelmäßig einen Zusammenhang mit den Transaktionen vermuten. Rheinland-Pfalz oder das Saarland haben gegen diese Praxis datenschutzrechtliche Bedenken." SPIEGEL 28/1998 S. 17

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"Einladung für Spione
Die Firmen sollen ihre Telefonanlagen teuer umrüsten - damit Geheimdienst, BKA und Zoll abhören können. ... Mit dem Ende des Telekom-Monpols und der rasanten Ausbreitung neuer Technologien wie Internet, E-Mail oder internen Firmennetzen seien Lausch-Lücken entstanden, die eine neue Verordnung nötig machten." SPIEGEL 28/1998 S. 71

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"Peep-Show im Wikingerreich
Island einzige Biotechnikfabrik möchte nicht mehr nach Genen suchen. Mit einer kommerziellen Datenbank will sie alle Patientendaten des Landes an Pharmafirmen vermieten. Kritiker fürchten um den Datenschutz - und sehen sich einem genetischen Überwachungsstaat nahe. ... die Namen verspricht er zu anonymisieren. ... Die isländische Regierung hat bereits ein Gesetz vorbereitet, das Decode Genetics exklusiven Zugang zu allen Krankenakten und zur Suche nach Krankheitsgenen auf Island geben soll. ... Ganz offen, mit Namen und Adressen aller Patienten, soll die Datenbank freilich nicht geführt werden. Die Firma soll aus Krankenhäusern und Arztpraxen nur verschlüsselte Daten bekommen, ohne Namen und Wohnort der Patienten, vielleicht sogar nur mit vager Altersangabe. Eine unabhängige Datenschutzkommission soll den Codierschlüssel verwalten, aber selbst keinen Zugriff auf die Daten haben. ... Computerexperten bezweifeln, ob eine nicht knackbare Datenbank in einem Volk von nur 270000 Menschen geführt werden kann, wo alle miteinander verwandt sind und sich jeder kennt. Eine sichere Anonymisierung der Daten sei bei einer gut informierten Miniaturgesellschaft wie dieser unmöglich; mit Hilfe der im System verfügbaren Informationen könnte jeder Nummer bei Decode Genetics auch eine Person zugeordnet werden. 'Natürlich könnten wir den Code brechen', räumt auch Kári Stefánsson ein, 'aber was hatten wir dabei zu gewinnen? Wir würden von der Regierung geschlossen werden bei einem Fehltritt.' Wie ernst es der Visonär mit derartigen Beteuerungen nimmt, zeigte sich, als ein Trupp von Datenschützern ohne Anmeldung in die Firma marschierte. Auf einem Arbeitstisch stießen sie auf ein bemerkenswertes Dokument: die vollständige Liste der Anonymen Alkoholiker. 'Das' druckst der Datensammler Stefánsson, 'war ein bedauerlicher Einzelfall'." SPIEGEL 28/1998 S. 143

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"Angst um Leib und Leben
Fahrlässigkeit bringt den Bundesnachrichtendienst erneut in Not: Der Justiz verrieten die Pullacher die Identität von Geheimdienstmitarbeitern.." SPIEGEL 28/1998



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